Ekkes Frank
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Titel
Doch. Das gibt es.

Komik, Klatsch und kleine Katastrophen    
Nummer
13
   November 2016
Na also! Die USA haben sich eindrucksvoll als größte Transdemokratie auf dem weiten Erdenrund bewiesen. Wieso Trans? Na, bei diesem Wahlkampf! Und überhaupt: bei einem Wahlsystem, wo die demokratische Kandidatin Hillary Clinton mehr Stimmen kriegt und dennoch der Republikaner Trump Präsident wird... Trotzdem die Frage: wieso wählen so viele da drüben eine solche Figur, die zu einem weiteren Gedicht im Jan-Böhmermann-Stil reizt? 
Hier ein Cartoon aus la Repubblica, der die Situation auf den Punkt bringt; der Text:
Trumpwahl-Cartoon
EINE SCHWIERIGE
ENTSCHEIDUNG
FÜR DIE

WÄHLER DER USA

AUF DER EINEN SEITE IST DA EIN
GEFÄHRLICHER
NICHTSKÖNNER,
DER HASS UND GEWALT SÄT;

AUF DER ANDEREN SEITE, OH GOTT!
EINE FRAU


Noch sind die Reaktionen auf das Ergebnis verhalten. Die Börsen verlieren anstandshalber ein paar Zehntelprozent. Das wird sich schnell wieder ändern. Kanzlerin Merkel blickt zum Himmel und zitiert die Grundwerte
als solche, sie seien gemeinsame Werte. Meint sie. Außenminister Steinmeier klingt in einem ersten Statement frech und  unverschämt besorgt um die Zukunft Europas und der Welt (der wird sich noch wundern). Warten wir doch ein bisschen ab. Auch mit George W. Bush haben alle unsere Muster-Transdemokraten bald ein gutes Einvernehmen gefunden. Angela Merkel zum Beispiel sprach sich für den Irak-Krieg von Dabbeljuh aus. Zitat aus SPIEGELonline vom Februar 2002: "In einem Beitrag für die Washington Post stimmte die CDU-Chefin in den Kriegsgesang  der US-Regierung ein, wetterte gegen die Bundesregierung" (damals noch rosa-grün).

Es gibt natürlich auch so einige echt kritische Stimmen. Die sehen alles mögliche Schlechte oder sogar Gefährliche auf uns zukommen. Dieser Trump stehe für Rassismus, Ausländerphobie, Frauenverachtung, Krieg (z.B. in Syrien) Waffenfreiheit für alle US-Bürger; er sei gegen das Klimaschutzabkommen von Paris (es gäbe überhaupt kein Umweltproblem, sagt er), er werde die Zustimmung der USA durch Obama annullieren ebenso wie die Gesundheitsreform, die dieser mit großer Mühe und vielen Abstrichen durchgesetzt hat - usw. usw. Einfach widerlich! wie James Bond sagen würde. Schrecklich, schlecht, gefährlich das alles!

Ja, und vor allem richtig, alles richtig! Aber das ist doch gerade das Positive an der Wahl des Herrn Trump! Wieso? Warum um des Herrn im Himmel Willen? So klar wie sonst keiner hat er das formuliert, er, Slavoj Zizek, marxistischer Philosoph, Kulturkritiker und Theoretiker der lacanianischen Psychoanalyse.
Er würde Trump wählen, sagte er, weil es eben durchaus gute Gründe dafür gebe. In einem Artikel, veröffentlicht in la Repubblica am Vorabend der US-Wahlen legt er dar, warum. Ganz einfach: wenn Trump an die Macht käme, würde das die Linken aus ihrer gegenwärtigen Lethargie aufrütteln. Und damit käme es dann zum Aufstand der radikalisierten Massen. 

Bravo, Zizek! Eine verblüffend intelligente, überraschend überzeugende Aussage! So wie man das eben von ihm kennt. Wie er etwa - nur ein kleines Beispiel - sich kopfschüttelnd darüber äußerte, dass die US-Amerikaner so idiotisch seien zu duschen, BEVOR sie f... f... fröhlich Liebe machen, hahaha! Anstatt natürlich, wie richtige zivilisierte verliebte Menschen natürlich erst HINTERHER! Und mit seiner Begründung für die Wahl von Trump hat er ja so Recht! Da reden sich die klugen Politiker, Journalisten, Moderatoren, Talkshowmaster, Experten beiderlei Geschlechts die Lippen wund, was die jetzt erfolgte Trump-Wahl für Folgen haben könnte, müsste, würde, sollte. Und keiner (außer eben Zizek) kiommt auf die richtige Idee: dass das Volk, nein: die Völker dieser Erde jetzt die Signale hören und sich aufmachen zum letzten Gefecht. So wie das auch in Deutschland war, als Hitler Reichskanzler wurde, oder in Italien, als Berlusconi an die Macht kam. Die Internationale - und heutzutage auch die Internet-ionale mit Fiesbook, Twittscher und allen anderen Instakramladen - die werden das Menschenrecht erkämpfen, das Heer der Sklaven wird reinen Tisch machen mit den Bedrängern, es wird die Schere zwischen Armen und Reichen schließen, die sich bisher doch ständig nur weiter öffnet! Danke, Zizek, für diese wunderbare Erkenntnis! Sicher würde heute auch Bert Brecht, wenn er dies erfahren würde, schreiben:
Wirklich, ich lebe in herrlichen Zeiten!
9. 11.





































Eine weitere Beobachtung an diesem bedeutenden Tag (der sich einreihen wird in die Reihe so bemerkenswerter Ereignisse wie am 9. November 1923 dem
Hitler-Ludendorff-Putsch in München, am 9. November 1938 der so verniedlichend bezeichnenden "Reichskristallnacht" oder am 9. November 1989 die Öffnung der
Mauer): die Tagesschau.de beschreibt die Reaktionen auf die Trump-Wahl so: Putin gratuliert, Europäer entsetzt. Klar, dass dieser Putin, dieser, dieser... äh, naja,
Sie wissen schon, dass der gratuliert. Und sonst keiner. Außer Angela Merkel. Und Renzi. Und Seehofer. Und der Bundespräsident der Schweiz. Und die englische
Ministerpräsidentin May. Und der belgische Regierungschef Charles Michel. Und der Vatikan.
Danke, Tagesschau.de für diese mal wieder so ganz objektive Information!


Zum Schluss, weil es sonst vielleicht vergessen wird, unnötigerweise: am Vorabend der US-Wahlen  konnte sich - nach monatlangem Gezerre - die Bundesregierung
immer noch nicht auf einen Klimaschutzplan einigen, den die Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) konzipiert hatte und mit dem sie in der kommenden Woche
zum Weltklimagipfel in Marokko reisen wollte. Verhindert hatte die eigentlich schon für perfekt gehaltene Einigung - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.

Dass dieser kurz zuvor bei Donald Trump angerufen und - nach einem Scherz über Frauen als Ministerinnen, haha - sich mit diesem über das weitere Vorgehen
in der Frage des Klimaschutzes verständigt hat, wurde vom Wirtschaftsministerium weder bestätigt noch dementiert.


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Auf Weiterlesen  mit der Ausgabe
14-2016!