Ekkes Frank
www.ekkes.de
Anfragen, Anregungen,
Kritik, Lob erreichen uns unter:
transdemokrat@ekkes.de
Frühere Ausgaben unter: Archiv
Titelbild neu
 Das Motto:

That was the month that was  
Nummer
5
  Mai 2016
Diese Ausgabe des Transdemokrat ist etwas schlanker als sonst. Dafür gibt es natürlich (wie für alles auf dieser Welt und darüber hinaus) eine Erklärung. Ich finde endlich mal die Gelegenheit, jenes Wort zu verwenden, das meine Position in der von den Medien dominierten Gegenwart zweifelsfrei dokumentiert: ich war in diesem Mai ganz einfach zu eng getaktet. Was das genau besagt, weiß ich nicht. Warum auch. Jede und jeder versteht, was damit gemeint ist. Irgendwie. Wer es nicht versteht, ist nicht ganz intakt, deutlicher gesagt, er ist takt-los, unmusikalisch und überhaupt noch im letzten Jahrhundert verortet. Ich aber bin upgedatet, ein Upgrade brauche ich nicht zu machen, das daunloden und die Installation kann ich mir sparen, und ein Restyling ist frühestens nächstes Jahr wieder dran. Was ein Restyling ist? In Lautschrift: ristailing. Nur affektierte Ungebildete sprechen von Röstüühling. In Italien sagen sie Restélinge. Da hilft dann auch kein Coaching mehr.

Wie gesagt: diese Mai-Ausgabe ist etwas dünner. Im Juni dagegen könnte es dicker kommen. Da sind z.B. die Kommunalwahlen in Italien am 5. Juni. Die große Angst der Politikerinnen und Politiker und auch großer Teile der Presse: es könnte zu einer bisher nicht da gewesenen Stimm-Enthaltung kommen. Verwirrend auch die bisher nicht da gewesene Zahl von Mini- und Splittergruppen, die antreten. Spannend auch der 23. Juni: da wird in Großbritannien über den "Brexit" abgestimmt. Nachdem der "Grexit" immer noch nicht so ganz vom Schäuble ist. Die Frage, die bisher nur gelegentlich verschämt und verklausuliert gestellt wird: wann wird wohl über den "Dexit" abgestimmt...? Hat der Herr Schäuble da vielleicht auch schon was im Kopf?
Warten wir's ab. Und begnügen uns in dieser Ausgabe mit ein paar wenigen Ereignissen und Personen.
Ach ja, der Mai...






Italien

Über anderthalb Seiten beschäftigt sich la Repubblica mit der "Rückkehr des großen Diktators". Hitlers Mein Kampf ist neu gedruckt worden und in wenigen Tagen
restlos ausverkauft. Eine Biografie über ihn umfasst 4 Bände
und insgesamt 2.432 Seiten. Und ein gerade angelaufener Film hat den Titel "Er ist zurückgekehrt".
Auch für Vergleiche wird er herangezogen. In einem Interview sagt Boris Johnson, der Ex-Bürgermeister von London, die EU wolle das, was auch Hitler gewollt habe,
nämlich einen europäischen Staat. Und wenn es so weitergehe mit Brüssel und so, dann sei das durchaus nicht ausgeschlossen. Meint der Boris.
Was ich noch als Kind oft gehört habe: wie sagten brave Bürgerinnen und Bürger im Dritten Reich oft? "Wenn das der Führer wüsste..."
6.5.

Nichts ist verächtlicher als wenn Populisten Populisten Populisten nennen. Diese Abwandlung eines Tucholsky-Zitats kommt einem in den Sinn: jetzt nicht mehr nur in Europa, mit La Lega in Italien (16 % bei den letzten Regionalwahlen in der Toskana), Marine Le Pen und ihrem Front National in Frankreich (28 % bei den letzten Regionalwahlen, damit stärkste Partei), Mr Farage in England mit seiner UKIP (12,6 % bei den letzten Wahlen), Herr Hofer in Österreich (35 % bei der ersten Runde der Präsidentenwahl) und Polen und Finnland und Schweden und Ungarn und in der BRD die AfD... Nein, nicht nur auf unserem alten Kontinent; ab jetzt dürfen wir auch so ein bisschen neugierig in die USA starren, wo Donald Trump wunderbarerweise als nächster Präsident schon fast sicher zu erwarten ist.

Na, Leute, ist das nicht echt spannend? Nicht mehr so langweilig wie bisher, oder? Und wir reden da nicht nur von Sigmar Gabriel!
Mitte Mai
 Apropos Gabriel

Der Mann ist für Satiriker doch immer wieder ein gefundenes Fressen (auch wenn man bekanntlich weniger Fett zu sich nehmen soll). Ein Beispiel: da gab es diese
Gerüchte über seinen möglichen Rücktritt als Parteichef. Tagesschau.online dazu: Gabriel weiß nichts von Rücktritt. Interessant, nicht wahr? Vielleicht weiß er auch
nichts davon, dass er schon längst zurückgetreten worden ist. Dann kann ich nur sagen: herzlichen Glückwunsch, SPD!


Aus Österreich...

...kommt doch immer wieder Bemerkenswertes. Nicht nur, dass der Herr von der Bellen vermutlich nicht beißt, obwohl er mit überwältigenden 50,3 % zum neuen
Bundes
präsidenten gewählt wurde. Sondern auch, dass der Herr Hofer, der schon ein kräftiges Beißen angekündigt hatte, nur ganz knapp dieses Ziel verfehlte,
gibt
zum  Nachdenken Anlass. Etwa dem Herrn Anton Pelinka, der zu den "renommiertesten Politikwissenschaftlern Österreichs" gehört. Er meint:

"...wir erleben gerade sicherlich das Ende eines Systems, das die österreichische Politik über Jahrzehnte geprägt hat. Es ist der Abschied von einer im europäischen
Maßstab ungewöhnlichen, hohen Berechenbarkeit. Damit muss man in einer Demokratie allerdings leben lernen."

Allerdings! Genau! Richtig! Oder: man muss sich halt von einer hoch berechenbaren Demokratie auch mal trennen können, oddrgell?




Japan

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.G7 in Japan Manchmal aber gibt so ein Bild auch Rätsel auf. Das hier zum Beispiel. Gut, klar, das ist entstanden beim jüngsten
G7-Gipfel in Japan.
Aber was stellt es
dar?

Platte Zyniker wissen

es natürlich sofort:
da sind die Staats-
Lenker dabei, die
Demokratie zu be-
erdigen. Haha! Sehr
witzig.

Nein, mal ernsthaft

bitte. Die einzelne
Dame und die vielen
Herren haben sich
bei ihrer Tagung
ja nicht zuletzt auch mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt. Und sie haben sehr ernsthafte Maßnahmen beschlo... äh, besprochen. Verständigt haben sie sich -
kein Wunder bei diesem
schwierigen Thema - zunächst nur darauf, dass die ankommenden Menschen zumindest am Ende ihres Daseins ein würdiges Begräbnis
bekommen müssen. Und
diesen einstimmigen Beschluss haben sie dann in dieser sinnfälligen und klaren Geste noch einmal klar zum Ausdruck gebracht.

Kurz darauf haben sie sich dann, höchst zufrieden mit sich selbst, verabschiedet. Wer wohl diese eindrucksvolle Geste erfunden und den Herren beigebracht hat?
Und warum tanzt da unsere Kanzlerin mal wieder aus der Reihe? Na, egal. G7 war jedenfalls mal wieder ein voller Erfolg!
G7 Abschied

Da muss einem wirklich um die Zukunft nicht bange sein. Und richtig: überall auf der Welt freuen sich die Menschen! Alle auf ihre Art.

deutscher Jubel   Jubel1  Jubel 2     
Mittelmeer

Und zum Abschluss (dieser Ausgabe, nicht des Themas Flüchtlingsströme, das wird uns noch lange erfreuen) ein persönlicher Glückwunsch:

Großartig gemacht, Angela Merkel und ihr anderen, die ihr so willig gefolgt seid! Es zeichnet sich bereis ab, was nach diesem fabelhaften Abkommen mit dem netten
Herrn Erdogan abzusehen war: die Flüchtlinge, vor allem die aus Syrien (la Repubblica schreibt von mehr als 4,8 Millionen, die noch kommen könnten), die haben jetzt
die Chance, das wunderschöne Italien kennenzulernen. Sie müssen ja nicht mehr - weil diese Route gesperrt wurde - über das arme, ausgemerkelte Griechenland und
durch das öde ehemalige Jugoslawien nach Österreich pilgern, wo sie von der Hälfte der Bevölkerung... nun ja: sowohl als auch, gell?
Dass da der eine oder die andere zusammen mit ein paar Kinderchen es irgendwie nicht zu schaffen wissen und irgendwo im Mittelmeer absuafen - tja, bedauerlich,
bedauerlich.
Aber was können denn wir
dafür, nicht wahr, Frau Merkel und all ihr anderen. Wie gesagt: das habt ihr toll gemacht, wirklich toll!
USA

Und ein bisschen überraschend trudelt kurz vor Monatsschluss noch eine Meldung ein. la Repubblica von heute berichtet von einem Artikel in der Washington Post,
den Robert Kagan, ein Rechtsintellektueller, einst Berater von George W. Bush geschrieben hat. Er beschreibt, was Donald Trump an politischen Vorstellungen hat,
sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch, und kommt zu dem Schluss: "Eine Bedrohung für die Demokratie... ein Phänomen, das bei seinem Auftreten in anderen
Ländern und in anderer Zeit als Faschismus definiert wurde."

Wie bitte? Faschismus in den USA? Ja, hat der sie noch alle? Na aber sowas! Hoffentlich hat der Herr Kagan sich schon mal umgesehen, wohin er auswandern will,
wenn The Donald dann als neuer US-Präsident vereidigt ist!
30.5.
Heute auch nur 1 Snippet:

Ein kleiner Trost für alle, die jetzt ganz verzweifelt sind angesichts dessen, was wir hier so alles berichten mussten... Es gibt immer noch Gegenden in dieser unserer Welt, wo dieselbe noch in Ordnung ist. Ein Beispiel: In der italienischen Stadt Senigallia, ein bisschen nördlich von Ancona (das auch sehr viele nicht kennen) gab es dieser Tage eine große, aufgeregte Debatte. An einem Kiosk, mitten in der Stadt (!), gab es neben den üblichen Getränken und Süßigkeiten auch - Kondome (!) zu kaufen. Ein Dreispalter in einer Lokalzeitung berichtete, mit einem großen Foto garniert, von den anstößigen Produkten. Nicht
nur ordentlich viele ordentliche Bürgerinnen und Bürger waren in heller Aufregung. Auch ein Stadtrat
machte sich zum Sprecher der Empörten. Solche Leute wie dieser Kioskbetreiber, so sagte er der Zeitung, sollte man "aus unserer Stadt entfernen"! Diese Stadt wolle einen "turismo religioso" und nicht einen "turismo sessuale"!
Dass es so etwas noch gibt - ist das nicht wahrlich tröstlich?

__________________________________________________________________________________________________________________________________________
IMPRESSUM: 
Ersteller:  Ekkes Frank 
Strada Fosso di Ripe 16 * I-60013 Corinaldo (AN) * T.+39 071 7976232    
e-mail: ekkes@ekkes.de  

PS: Wer  den Transdemokrat abbestellen will - eine kurze Email an transdemokrat@ekkes de genügt! Das gilt auch umgekehrt:: wenn jemand jemanden kennt, den er in den Verteiler aufgenommen sehen möchte.




Auf Weiterlesen  mit der Ausgabe
6-2016!