Ekkes Frank
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 Das Motto:

That was the month that was
Der Juni geht dahin, mit dröhnender Ratlosigkeit.
Der Juli beginnt. Natürlich ist auch der Brexit ein Thema für den Transdemokraten - fast ganz unten (auf der Seite hier...)
Eine Katastrophe wälzt sich sunamigleich auf uns alle zu, in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, den USA:
Der Populismus droht den aktuell herrschenden Oligarchismus zu überrollen!
Wir halten Sie auf dem zum Davonlaufenden!
 
 
Nummer
6
 Juni 2016
Wir leben in einer Zeit der Experten. Ohne Experten können wir Ereignisse, Situationen, Verhaltensweisen, Verbrechen, Entdeckungen, kurz fast alles auf der Welt nicht mehr selbst beurteilen. Es ist zu kompliziert geworden, das Leben. Dafür brauchen wir sie, die Experten. Und wir haben sie auch, glücklicherweise. Heute z.B. wieder, an diesem 17. Juni 2016, kommt die Meldung, dass sich in Brüssel  nationale Rechts-Parteien zu einer Fraktion zusammengetan haben. Sie nennen sich "Europa der Nationen und der Freiheit - ENF".

Aha. Und was halten wir nun davon? Wie bewerten wir das? Sehr kompliziert, weil so komplex, das alles. Zum Glück gibt es Hilfe für uns. Eben die Experten. In diesem Fall ist es ein Rechtsextremismusexperte. Der hilft zunächst einmal dem Korrespondenten von tagesschau.de, damit aber auch uns. Sehr wichtig bei einem Experten ist, dass er sich auf ein Thema spezialisiert hat. Je spezieller, desto hilfreicher. In diesem Fall wäre also noch besser als ein
Rechtsextremismus-
experte ein Neo-
Rechtsextremismusexperte. Sonst besteht die Gefahr, dass dieser  Rechtsextremismusexperte den alten, historischen  Rechtsextremismus mit dem neuen, aktuellen  Rechtsextremismus unzulässig vermengt. Das würde uns nicht helfen. Da säßen wir da, ohne wirklich gesicherte Erkenntnisse.

Aber, wie eingangs gesagt, wir haben Glück, denn wir leben in einer Zeit der Experten, und in den allermeisten Fällen sind diese auch wirklich Experten auf einem ganz speziellen Gebiet. Wir haben Neoliberalismus-Experten, damit wir einschätzen können, welche aktuelle Version des real existierenden Kapitalismus die Schere zwischen Armen und Reichen immer weiter öffnet, und warum das  trotz gewisser Probleme das einzig Richtige und Sinnvolle ist. Wir haben die Satire-
Experten, die uns erklären, welche Teile des Gedichtes von Jan Böhmermann Satire sind und welche nicht. Wir haben Katholizismus-Experten; Freistoß-

Experten; Beethovenfrühwerke-
Experten; Naturdüngemittel-Experten; Grundrechtekatalog-Experten. Es gibt so vieles, was wir nicht wissen, was wir nicht verstehen, was wir nicht beurteilen, nicht einordnen können. Nehmen wir als Beispiel die ganzen Fragen, die mit der Flüchtlingsfrage zusammenhängen. Um wieder nur ein Beispiel herauszugreifen: werden wir Deutschen über kurz oder lang eine Minderheit im eigenen Land sein? Weil sich die Menschen, die aus anderen Kulturkreisen zu uns fliehen, ganz selbstverständlich viel mehr vermehren als wir und deshalb auch viel häufiger miteinander Verkehr haben als wir. Was bedeutet das alles? Stimmt das überhaupt? Woher weiß man das? Zum Glück sind wir auch da nicht ohne die nötige Hilfe. Es gibt schließlich auch  den Populationskopulations-Experten. Und der erscheint, wenn das entsprechende Thema in den Nachrichten auftaucht, in der Tagesschau. Und schon wissen wir Bescheid und müssen uns nicht mühsam eine eigene Meinung erarbeiten.

Es ist wirklich ein Segen, dass wir in diesen Zeiten leben dürfen. In der Zeit der
Experten.
Intro



















Berlin

Im ersten Drittel des Monats Juni war irgendwie nichst los. Manche meinen zwar, die Resolution, die der Bundestag am 2. Juni beschloß und in der das historische
Massaker der Türken an den Armeniern als Völkermord eingestuft wird
(endlich auch von Deutschland), sei eine wichtige Sache gewesen. Glaube ich nicht. Sonst
wären doch sicherlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Parlament dabei
gewesen und hätten mit abgestimmt und wären nicht "aus Termingründen" irgendwo anders auf der Welt gewesen. Leider haben das der Neo-Sultan Erdogan und
seine Spießgesellen nicht gewürdigt.
Italien

Ein anderes äußerst wichtiges Ereignis wurde nur in Italien wahrgenommen: die seriöse Tageszeitung la Repubblica füllte die ersten 4 Seiten mit Berichten über die
bevorstehende OP am Herzen von Silvio Berlusconi. Der prompt auch die Spekulationen, Analysen und Vorhersagen gegenstandlos machte, indem er die
Erwartungen nicht erfüllte, sondern überlebte. Damit hätte man aber rechnen können - was der schon alles überlebt hat!
FFrankreich

Alles, was nach dem 10. Juni passierte, war dann aber ebenfalls bedeutungslos angesichts dessen, was sich in Frankreich abspielte. Nein!!! Nicht diese
Straßenschlachten und bürgerkriegsähnlichen Zustände angesichts der Pläne von Präsident Hollande zur Einführung einer Art Agenda 2010. Es war natürlich die
Fußball-Europa-Meisterschaft. Mehr dazu weiter unten.
2.6.





10.06.





seit Monaten


Deutschland - von unten

Auch in Deutschland war nicht viel los, das übliche Gerangel unter den Parteien, nichts Aufregendes oder Verspottenswertes. Aber dann, ganz plötzlich, ein Themengewitter mit Geistesblitzen und Mediendonner und verbalen Hagelschauern.

Um gleich bei den Wetterbildern zu bleiben: da war dieser Shitstorm, wie das heutzutage genannt wird, weil das, was auf englisch drastisch gesagt und gemeint ist, dem modernen Deutschen peinlich zu sein scheint, also dieser Sturm an geballter Scheiße. Grund: Claudia Neumann, seit 20 Jahren erfahrene Sportreporterin, hat Spiele bei der Europameisterschaft im Fußball kommentiert, live. Und der deutsche Machomob tobte. Mental: Penis im Hirn, verbal: Schusswaffengebrauch, im Visier Claudia Neumann. Und auch das ZDF. Dieses aber verteidigte mannhaft, sich selbst, und sogar Claudia Neumann. Die habe doch "ihren Mann gestanden". Na dann!

Deutschland - von oben

Auf verbal und argumentativ (ein wenig) gehobenerem Niveau lief das Gleiche ab beim Thema Lohngerechtigkeits-Gesetz. Frauen das gleiche Honorar zahlen, bloß für gleiche Arbeit und Leistung? Die Herren der Unternehmen und viele Beinahe-Herr
en aus den Unionsparteien bewiesen wieder einmal, dass sie im Grunde nicht viel anders denken als die Neumann-Anpöbler. Sie drücken es nur nicht in solchen Fäkal-Formulierungen aus. Ihre Einwände aber kamen aus demselben Gülle-Denken: Frauen! WIr bitten Sie!! Abgesehen von all den anderen Fakten: schon rein biologisch sind Frauen doch gar nicht in der Lage, das Gleiche zu leisten wie wir Männer!
Und das Ergebnis? Richtig: mal wieder alles auf die lange Bank geschoben. Das Gesetz kommt nicht. Jedenfalls nicht in dieser Legislaturperiode. Oder erst in Jahren. Und wenn überhaupt, dann in einer Fassung, welche der Geistes-Verfassung der herrlichen Verfasser und ihrer medialen Nachfasser entspricht.

Deutschland - aus der Mitte

Apropos Geistesverfassung - da haben wir den fließenden Übergang zu Sigmar Gabriel. Dessen immer neue Labersuaden sind fast jedes Mal blogsprengend. Deshalb diesmal nur eine possierliche Petitesse. In einem uns alle aufrütteln sollenden Spiegel-Beitrag führte er aus, demokratische Parteien hätten die Aufgabe, die Demokratie zu verteidigen. Ach nee! Na gut, lassen wir das mal so stehen. Er fährt dann fort, der Herr Gabriel: "Aber auch die Mitte-Links-Parteien müssen sich besinnen..."
Das ist doch eine sehr bemerkenswerte feinsinnige Unterscheidung! Da Sigmar Gabriel die SPD vermutlich zu den demokratischen Parteien zählt, ist sie noch nicht mal mehr Mitte-Links. Gut zu wissen! Obwohl - irgendwie hatte ich schon länger dieses Gefühl...

Deutschland - im Kommentargerassel und Mediengeheul

Apropos Gefühl: da bin ich doch fließenden Überganges bei dem Herrn  Frank-Walter Steinmeier.
Riesenaufregung hat er verursacht, der deutsche Außenminister. Er hat bekanntlich gemeint, man solle jetzt gegenüber Moskau nicht mit "Säbelrasseln und Kriegsgeheul die Lage weiter anheizen", sondern mehr auf Dialog und Kooperation setzen. Da sagt einer ein Mal was Vernünftiges - und schon geht es ihm (fast) wie Claudia Neumann. Klar, nicht sexitisch sind die Angriffe, sie kommen ja auch fast alle von Männern. Aber im politischen Raum ist es vom Schweregrad
her sowas wie "Hure", wenn einer als "Putin-Versteher" beschimpft wird (z.B. von dem CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn). Und auch in den Medien gibt es Geheul und Computertastaturgerassel. Sogar die oft doch irgendwie eher besonnene Süddeutsche Zeitung gerät ins Schäumen: in einem Kommentar schreibt ein gewisser Daniel Brösler, dieser Satz, den Steinmeier da von sich gegeben habe entfalte "seine Wirkung... ungedämpft". Und: "Den Schaden haben die Nato, die deutsche Außenpolitik und vielleicht auch Steinmeier".
Die massive, geballte Kritik an Steinmeiers Äußerungen lässt nur den einen Schluss zu: dass nach Auffassung dieser Kritiker "Säbelrasseln und Kriegsgeheul" die einzig richtige Politik gegenüber Russland ist. Und die Nato mit ihren geplanten Manövern unter Einschluss der Bundeswehrsoldaten handeln auch in diesem Sinn. Im Westen nichts Neues also. Sehr passend im Juni 2016, im Gedenken an den 22. Juni vor 75 Jahren. Als die deutsche Wehrmacht ihren Angriff auf die Sowjetunion startete.

Zweimal "übrigens" noch:
Übrigens 1: Wer ist denn sonst noch ein Putinversteher? Gott, ja! Dieser ehemalige Außenminister Klaus Kinkel zum Beispiel. Oder, fast noch schlimmer, der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (man lese und staune!), der in einem ganzseitigen Interview mit der Süddeutschen Zeitung (ja, Herrn Bröslers journalistische Heimat, genau) Sachen sagt, die diesen Herr Brösler rasend machen müssten, wenn er sie denn läse. Wenn er nicht sowieso diese ganzen Exen wie Willy Brandt, Egon Bahr, Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und nicht zuletzt auch Helmut Kohl für unbedeutende Garnichtsversteher hält.

Übrigens 2: "Säbelrasseln" ist in diesem Zusammenhang eine sehr interessante Formulierung. Dass die Ausrüstung der Bundeswehr nicht optimal ist, war ja schon seit längerem klar. Aber dass sie nun mit dieser derart veralteten Waffe rasseln muss, erscheint doch sehr wirkungslos. Das, finde ich, ist das wahrhaft Peinliche und Erschreckende an Steinmeiers Aussagen!
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Als wichtige Ergänzung: Wer sich informieren will, was als "Säbelrasseln und Kriegsgeheul" bezeichnet werden kann, sollte sich den Beitrag zu diesem Thema in der Sendung "Panorama" anschauen. Hier die Adresse:

http://mediathek.daserste.de/Panorama/Panorama-%C3%BCber-das-S%C3%A4belrasseln-zwischen-/Video?bcastId=310918&documentId=36165534
 
Mitte Juni


















Frankreich

Jetzt sind wir endlich beim Thema des Monats: die Fußball-Europa-Meisterschaft in Frankreich. Deutschland wird bekanntlich Europameister. Aber erst am 10. Juli
Zidane-ChiellineBis dahin dürfen wir uns erfreuen müssen an dem, was dieses Turnier so besonders macht. Auch uns lässt das alles natürlich nicht
kalt.
Nein, wir reden nicht von den Ergebnissen., die kann man in einer nie dagewesenen Breite und Detailverliebtheit in allen Medien
genießen. Was mich persönlich besonders anrührt und begeistert: die von mir nie mehr erwartete Rückkehr des Scheitels. Wenn
ich mein Bild aus dem Abiturzeugnis anschaue und mir dabei vorstelle, ich könnte heute neben Mario Gomez stehen, Scheitel an
Scheitel - unfassbar! Zumindest hätte ich die Reservebank erreichen können, okay, ein paar Tätowierungen wären vermutlich schon
nötig gewesen, vielleicht Che Guevara auf dem linken Oberschenkel oder die Google-Karte der Umgebung von Heidelberg am Hals.

Wirklich toll aber waren doch auch diese unglaublichen Nah-Aufnahmen! Die Wiederholungen der selben Szene aus 78 verschiedenen Perspektiven, sogar wie
der liebe Herr Jesus diese ganzen Spiele sieht, ist dabei. Und diese ganzen Fouls! Früher Suarez beißtkonnten wir nur so ausgefallene Vorkommnisse genießen wie etwa
Zidanes Kopfstoß gegengegen die Brust von Materazzi aus dem Weltmeisterschaftsendspiel 2006 zwischen Frankreich und Italien.
(Foto hier oben)
Oder Luis Suarez' Geschmackstest an der Schulter von Chiellini im Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft 2014. (hier rechts)
Aber seien wir ehrlich: so richtig nah haben wir das nicht miterleben dürfen. Ein bisschen mehr noch im Zidane-Fall. Im Fall von
Suarez sehen wir eigentlich nur die Sekunden danach, nicht, wie es heute wäre, wie die Zähne von Suarez in die Schulter
des Italieners eindringen.
Heute dagegen gibt es kaum einen Zweikampf ohne ein Ziehen am Trikot des Gegners, das Rempeln mit der Schulter, die Blut-
grätsche in den Knöchel, einen Ellbogenstoß in den Solarplexus
oder die Attacken mit den Stollen des Schuhs auf jenen Körperteil, der den Mann erst zum Mann
macht.
Alles in der Wiederholung in Zeitlupe und wunderbar herangezoomt. Als kleine Erinnerung hier 2 schöne Beispiele:


Foul1



Foul1-2
Foul1-3 Foul2

Foul2-1
Wirkliche Festspiele, diese Europäische Fußballmeisterschaft!
ab 10.6.






















Europa und der Brexit

Kommen wir auf das Intro zu diesem Transdemokrat 6-2016 zurück: was wir jetzt dringend brauchen, sind Brexit-Experten. Was wir andererseits zur Zeit im Überfluss haben, sind Brexit-Experten. Welchen Aspekt man aus diesem monströsen Spektakel auswählen soll, um wirklich Wichtiges und Weiterführendes zu sagen, kann einem keiner sagen. Was allerdings jeder einzelne Experte sagen kann: das wirklich Wichtige und Weiterführende zum Thema Brexit ist das, was er dazu sagt, der Experte.

Wir sind natürlich auch Experten, und zwar unwiderlegbar und nachweisbar darin, keine Experten zu sein und uns deshalb auch Experten für Nicht-Experten-
Einschätzungen. Und so stellen wir fest (auch ohne in der Tagesschau, im HeuteJournal, in der SZ, der FAZ oder der ZEIT auftreten zu dürfen), dass das gesamte Brexit-Spektakel ein beeindruckendes Exempel für eine überall großartig funktionierende Demokratie ist, und zwar so:

Da hat ein in Eton und Oxford ausgebildeter und damit besonders britischer Brite eine ungewöhnliche und weit über den Tag hinaus bedeutende Idee, nämlich seine Position als Regierungschef für lange Jahre zu sichern, indem er ein Referendum ansetzt zu der Frage "Leave" oder "Remain", bezogen auf die EU. In einem Referendum, das am 23. Juni 2016 stattfand. In diesem Referendum entschied sich die Mehrheit der Briten (51,9 %) für den Ausstieg aus Europa. Da dies kaum einer derer, die Europas Geschicke (und damit die in den 28 darin verwurstelten Ländern) bestimmen - also Banken, Finanzspekulanten, Börsenmakler, Konzernchefs und ganz zum Schluss auch ein paar Politiker - da also kaum einer dieser Herren (in großer Mehrheit wie üblich auf dieser Ebene Herren) damit gerechnet hatte, wurde sofort völlig klar, dass es sich bei diesem Referendum um eine völlig undemokratisches Verfahren handelte. Es musste also möglichst schnell ein Weg gefunden werden, die Demokratie wieder herzustellen.

Während dieser Text hier geschrieben wird, ist der Weg noch nicht gefunden. Aber wir dürfen sicher sein, er wird gefunden werden. Weil die eben genannten Herren ja ausgewiesene Demokratie-Experten sind, die uns schließlich in allen Medien erklären werden, dass der von ihnen gefundene Weg der einzig Richtige ist, weil er ihren Interessen dient und damit natürlich auch den Völkern dient, die ihn mit den Experten zusammen gehen dürfen. Ohne solche Abirrungen zu beschreiten wie etwa ein Referendum über Fragen, von denen ein Volk einfach nichts versteht, weil es nicht in Eton oder Oxford - oder vergleichbaren Bildungsstätten im übrigen Europa - studiert hat oder bei Goldman & Sachs ausgebildet wurde bzw. zumindest von dieser Demokratie-Experteneinrichtung unterstützt wird.
Amen.
 ab 23.06. bis
vermutlch
ins Jahr 2078











Brexit und immer wieder nur Brexit...
Alle sind erschüttert. Oder fassungslos. Oder traurig (wie der arme Herr Juncker). Keiner weiß, wie nun alles weitergehen soll oder wird oder könnte oder müsste. Manche wissen es allerdings. Annette Dittert zum Beispiel, Kommentatorin der ARD Tagesthemen am 28. Juni. Und der Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung, in einem Kommentar am 29. Juni auf Seite 4. Beide kennen die einzig richtige (Er-)Lösung: Neuwahlen. Heißt: das Volk entscheiden lassen. Weil bei dem Referndum ja das Volk entschieden hat. So aber geht das nicht! In einer parlamentarischen Demokratie, wie Großbritannien nun mal eine ist, meint der Herr Kornelius, wird nicht durch einen Volksentscheid entschieden, sondern durch das Parlament. Und wer diesem Parlament angehört und wer dort die Mehrheit hat und deswegen entscheiden kann, das wird durch das Volk entschieden. Das ist also irgendwie schon ein Volksentscheid, so eine Wahl. Hoffentlich schauen die wirklich entscheidenden Briten die Tagesthemen und lesen die SZ! Sonst droht dem Land eine schreckliche Verfassungswidrigkeit; ein Verstoß gegen die "Essenz der (ungeschriebenen) britischen Verfassung" (so der Herr Kornelius, a.a.O.)
Irritierend an diesen so klaren und einleuchtenden Überlegungen: auf der selben Seite wie der Herr Kornelius schreibt sein Kollege, der Herr Michael Bauchmüller, dass bei der Entscheidung über ein endgültiges Endlager für den deutschen Atom-Müll "ein faires Verfahren eine umfassende Beteiligung von Bürgern bei jedem einzelnen Schritt" verlangt. Ja, wie nun? Die Bundesrepublik Deutschland ist doch immer noch eine parlamentarische Demokratie mit einer (geschriebenen) Verfassung, oder? Die einzige Möglichkeit zu einer Entscheidung steht dem Volk in Form von Wahlen zu. Eine "umfassende Beteiligung von Bürgern" wäre also auch bei uns schlicht verfassungswidrig.
Ich bin erschüttert. Und fassungslos. Und traurig. Dieser Brexit! Bringt überall alles durcheinander. Wie soll das denn nun oder wie wird es oder könnte es oder müsste weitergehen? Ich weiß es nicht! Helfen Sie mir bitte, Herr Kornelius, Herr Bauchmüller, Frau Dittert, Frau Merkel, Herr Gabriel, Herr Löw, Herr Porsche, Herr Winterstein, Herr Kleber, Frau von der Leyen, Herr Lanz, Frau Will... bitte, bitte helfen Sie mir!
          

Snippet:

Ein bemerkenswertes, überlieferungswürdiges Zitat aus der Bewertung des Spiels England gegen Island. Der unbeschreibliche Jubel des isländischen Fernsehreporters beschäftigte den ARD-Moderator Alexander Bommes sehr. Und ließ ihm dann schließlich den nebenstehenden Satz entweichen. "Ich weiß nicht, wie man's beschreiben kann - ist es was Böses, Weibliches in der Stimme?"

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IMPRESSUM: 
Ersteller:  Ekkes Frank 
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PS: Wer  den Transdemokrat abbestellen will - eine kurze Email an transdemokrat@ekkes de genügt! Das gilt auch umgekehrt:: wenn jemand jemanden kennt, den er in den Verteiler aufgenommen sehen möchte.




Auf Weiterlesen  mit der Ausgabe
7-2016!